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literatur

Cover für „Die Eismacher“ von Ernest van der Kwast

Die Eismacher

Ernest van der Kwast

Als Giovanni und sein jüngerer Bruder Luca noch so klein sind, dass sie fast alles was sie erleben vergessen, gerät der Vater mit einem Gast in einen heftigen Streit darüber, welche Nation das Eis erfunden habe. Für Giuseppe Talamini keine Frage: die Italiener. Um genau zu sein die Norditaliener, genauer die Bewohner der Dolomiten. Die Talaminis kommen aus dem Val di Cadore und sind in fünfter Generation Eismacher. Jedes Jahr im März siedeln sie nach Rotterdam über, wo sie in den Sommermonaten ein kleines Eiscafé betreiben.

Es ist ein knochenharter Job. Hinter dem Genuss von duftig-grünem Pistazieneis, erfrischendem Fruchtsorbet, verführerischem Schokoladeneis und zartschmelzenden Grappasorbet verbergen sich lange Arbeitstage in der Küche des Cafés, wo sich die Eismaschinen Stunde um Stunde drehen. Eismacher sehen selten die Sonne. Wirklich gelebt wird im Winter, wenn sie aus allen Teilen Europas wieder in die Heimat ziehen und sich beim abendlichen Stammtisch in der Dorfkneipe die besten Geschichten erzählen: über den Eismacher, der aus Sparsamkeit mit dem Fahrrad nach Italien zurückkehrte, über den, der sich erwürgte, weil er sich mit der Krawatte in der Eismaschine verhedderte, oder den, der gar kein Eis mochte. Und sie philosophieren über die besten Eissorten. Gutes Vanilleeis muss sein, wie der Hintern von Sophia Loren: rund, fest und cremig.

Giovanni soll die Familientradition aufrechterhalten und zusammen mit Luca das Café weiter führen. Doch er geht nach Amsterdam, um Literatur zu studieren. Eine Entscheidung, die Vater und Bruder ihm zutiefst verübeln, Luca sogar so sehr, dass er jahrelang kein Wort mit seinem Bruder wechselt. Nur als er eines Frühjahrs mit Sophia nach Rotterdam zurückkehrt, wirft er Giovanni einen triumphierenden Blick zu. In Sophia waren beide Brüder einst unsterblich verliebt und Luca ist derjenige, der sie nun erobert hat. Doch eines Tages bricht Luca das Schweigen, um Giovanni um etwas Ungewöhnliches zu bitten.

Ernest van der Kwast lässt seinen Erzähler Giovanni, der Literatur genauso liebt wie Eis, von der Geschichte des Eismachens ebenso erzählen, wie von der Geschichte einer Familie mit all ihren komischen und tragischen Anekdoten, Sehnsüchten, Verletzungen und unsichtbaren Banden. Und das tut er so charmant und witzig, dass dieses vielschichtige Buch wie eine erfrischend leichte Sommerlektüre daher kommt.

Erschienen bei btb Taschenbuch / 10,00 €

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