rückschau

Sherko Fatah

Der Sohn einer Deutschen und eines irakischen Kurden wuchs in Ostberlin und Wien auf. In seinen, mit vielen Preisen ausgezeichneten Büchern widmet sich Sherko Fatah dem Spannungsfeld zwischen den Kulturen. So auch in seinem aktuellen Roman „Der letzte Ort“ aus dem er im Februar 2017 in der Reihe Literaturdienstag las.

Sherko Fatah

Albert, ein deutscher Journalist und Weltverbesserer, und Osama, sein Übersetzer, werden im Nordirak entführt und zunächst von kriminellen Erpressern und später von religiösen Eiferern gefangen gehalten. In der stickigen Hitze des engen Verlieses, der Unberechenbarkeit ihrer Bewacher ausgeliefert, entspinnt sich ein Dialog, der Vieles in Frage stellt. „Sherko Fatahs Buch „Der letzte Ort“ spielt in der chaotischen Lebenswelt des Nahen Ostens, wo einst fest gefügte Verhältnisse nicht zuletzt durch die mehr oder minder direkte Einflussnahme vor allem Amerikas und Europas über viele Jahre zerstört wurden. … Und wo das Verbrechen, Krieg, Mord und religiöser Fanatismus herrschen.“ Ein Fanatismus, dem die sich in einer Glaubens- und Sinnkrise befindliche westliche Welt nichts entgegen zu setzen hat. „So flicht der Autor unter anderem die grundsätzliche Sinnkrise des Westens in seinen thrillerähnlichen Roman ein: An was glaubt man eigentlich noch in den Ländern der Leasing- und Bausparverträge? Viel mehr als der schnöde Mammon ist wohl nicht mehr übrig.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 16. Februar 2017)


Michael Bauer & Albert Koch

Am 1. Dezember 2016 gab es wieder den inzwischen traditionellen Glühwein- und Plätzchenabend in unserer Buchhandlung. Das wichtigste dabei: mit diesen adventlichen Zutaten haben wir dann auch ausreichend Besinnliches. Unsere literarischen und musikalischen Gäste dürfen und sollen sich ausdrücklich ganz unweihnachtlich präsentieren.

Albert Koch und Michael Bauer

In diesem Jahr gaben uns und unseren Gästen der Mundart-Lyriker Michael Bauer und der Blues-Harp-Spieler Albert Koch die Ehre. Bauer las dabei nicht nur aus seinem neuesten Buch „Plauderwelsch und Pfalzgezeter“ (Eine ausführliche Buchbesprechung finden Sie in unserem Dschungelbuch unter der Rubrik „Schönes & Besonderes“.), sondern las auch Älteres, zum Beispiel – nun doch weihnachtlich gestimmt – die „Pälzisch Weihnacht“ aus dem Erzählungsband „De klääne Pälzer“.

Zu seinen teils plaudernden, teils grummelnden, teils satierischen, teils ernsten, zu seinen poetischen und politischen Texten wurde er kongenial von Albert Koch begleitet. Er spielte nicht nur wunderbare Blues-Rhythmen und Rock 'n' Roll-Nummern, sondern auch schon mal das Deutschlandlied in vier Variationen als Untermalung eines Gedichtes zum Hambacher Fest.

Da die Mitarbeiterinnen der Buchhandlung diesmal im Vorfeld nicht selber in der Backstube stehen konnten, waren in diesem Jahr die Gäste eingeladen, zu Mundart und Blues einen Plätzchenwettstreit auszutragen. Jeder durfte seiner Kreationen mitbringen, verkosten und über den Sieger abstimmen. Mit gleicher Punktzahl gab es zwei erste Preise (ein Bauer-Buch und eine Koch-CD): zum einen für Ella Clessienne und zum anderen für das Team der Gemeindebücherei Stelzenberg.


Rolf Lappert

Die Novemberausgabe des Literaturdienstags hätte mit keinem passenderen Titel aufwarten können. „Über den Winter“ heißt der aktuelle Roman, den der Schweizer Autor Rolf Lappert am 8. November 2016 in der Scheune des Theodor-Zink-Museums vorstellte. Dabei spielt der nasskalte Hamburger Winter eigentlich nur eine Nebenrolle in dem unter anderem für den Deutschen Buchpreis 2015 nominierten Roman. Vielmehr geht es in diesem Künstler-, Gesellschafts- und Entwicklungsroman um Familie – nicht nur um eine bestimmte, sondern um Familie als Begriff, ihre Bedeutung und ihren Wert.

Rolf Lappert liest aus „Über den Winter“

Der 50-jährige Künstler Lennard Salm, der in einer Schaffenskrise steckt, reist zur Beerdigung seiner älteren Schwester in seine Heimatstadt Hamburg. Eigentlich möchte er so schnell wie möglich wieder in sein altes Leben zurückkehren. Doch bald stellt er fest, dass nicht nur sein alter Vater, sondern auch seine jüngere Schwester Bille dringend seiner Unterstützung bedürfen. So bleibt er einen ganzen Winter lang, in dem er seine Familie, die er so dringend hinter sich lassen wollte, neu erlebt und ihren Wert neu erkennt.

„Zwischen dem düster-winterlichen Hamburg und der unterkühlten Beziehung seines Protagonisten zu dessen Familie ist dem Schweizer Schriftsteller ein herzerwärmender Roman gelungen, der das zugleich solide und zerbrechliche Konzept „Familie“ bis auf den Kern ergründet und zu einem sehr wichtigen Schluss kommt: Ohne Familie ist das Leben nur halb so schön und halb so sinnvoll.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 10.11.2016)

Dass zu Beginn der Lesung die Zuhörer zu einer Weinverkostung eingeladen waren, war eine Premiere und wird in Zukunft ein fester Bestandteil des Literaturdienstags sein.


Lange Nacht der Kultur 2016

„Gut gebrüllt, Löwe” – „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche“ – „Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd“ – „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“

Wir verdanken ihm nicht nur einen ganzen Strauß geflügelter Worte, er war schlicht einer der genialsten Schriftsteller aller Zeiten. Vor 400 Jahren starb William Shakespeare, für uns ein Grund, ihn mit einem literarischen Programm zu feiern.

Lange Nacht der Kultur in der blauen blume

Die Besucher, die bei einer der zwei Aufführungen während der Langen Nacht einen Platz in unserer Buchhandlung ergattern konnten, genossen nicht nur die stillen, poetischen Klänge der Sonette. Die Lesung aus Jaspar Ffordes Roman „Der Fall Jane Eyre“ zeigte die Bedeutung, die Shakespeares Werk auch in der Gegenwartsliteratur hat. Höhepunkt des Programms war sicherlich die szenische Lesung des „Spiel der Handwerker“ aus dem Sommernachtstraum, der selbst den kritischsten Zweifler vom Unterhaltungswert Shakespearscher Dramen überzeugt haben dürfte.

Stefan Möhnen (Cajòn und Gesang) und Yves Gevaudan (Gitarre)

Mitwirkende waren Stefan, Til und Paul Möhnen sowie Morphy Burkhart und Katja Scheithauer. Stefan Möhnen (Cajòn und Gesang) sorgte auch zusammen mit Yves Gevaudan (Gitarre) für die wunderbare Musik, zu der die Gäste mit einem Guinness oder Gin Tonic den Abend ausklingen lassen konnten.

Morphy Burkhart und Katja Scheithauer


Pick & Trottmann

Eva Paula Pick und Lorenz Trottman lächeln am Fuße der Nasenwurzel

Die Kaiserslauterer Autorin Eva Paula Pick gestaltet im Gedächtnis haftende Literaturabende, so auch mit ihrem neuen Programm „Das Lächeln am Fuße der Nasenwurzel“, das sie am 4. Juni 2016 zusammen mit dem Pianisten und Posaunisten Lorenz Trottmann im Theodor-Zink-Museum aufführte.

Das Programm ist eine große Hommage an 100 Jahre DADA, gestaltet mit den Texten der Autorin. Ihre neodadaistischen Texte begegnen den Klangimprovisationen des Musikers und lassen ein schillerndes Spiel von Musik und Sprache entstehen, voller clownesquer und absurd-surrealer Momente.

„Das überzeugende darstellerische Talent der Kaiserslauterer Autorin und Clownin Eva Pick erscheint wie geschaffen für den Dadaismus, sie lebt ihre schrägen, skurrilen und verdrehten Texte förmlich und wird nahezu eins mit ihnen….Alle Bedeutung, aller Inhalt und aller Sinn erschien obsolet und auf den Kopf gestellt….Als zweiter Akteur auf der Bühne ergänzte Lorenz Trottmann seine Kollegin schlichtweg perfekt. Sein hochprofessionelles Können auf dem Piano und der Posaune setzte der Musiker ein, um gängige Hörgewohnheiten ad absurdum zu führen und die ebenso absurden Texte geschickt zu untermalen. (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung, 6.6.2016)


Gerd Forster

Gerd Forster

„Wir waren Kinder und es war Krieg“ ist der Titel des aktuellen Buches, das der Kaiserslauterer Autor Gerd Forster innerhalb der Reihe Literaturdienstag am 14. Juli 2015 vorstellte. Forster las aus den Geschichten, die in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs spielen und viele autobiographische Erlebnisse verarbeiten. Dabei schilderte er die Ereignisse mit einer Distanz, die Raum fürs Nachdenken ließ. „Mit großer Distanz schildert er davon und äußerst sachlich. Gefühlsregungen sind kaum zu erkennen. Umso mehr jedoch legen sie gerade in solchen schweren Zeiten die Brüchigkeit und Doppelbödigkeit der menschlichen Existenz offen.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 16. Juli 2015)

Doch nicht nur Autobiographisches, sondern auch Berichte und Erfundenes fließen in Forsters Kriegskinder-Erzählungen ein. Diese Mischung aus Realität und Fiktion, die literarische Bearbeitung von Geschichte und Geschichten, machen den Reiz dieser Sammlung aus. So geht es nicht nur um das eigene individuelle Erinnern, sondern um das Erfahrbarmachen der Prägung einer ganzen Generation.


Regina Scheer

Regina Scheer

Die 1950 geborene Autorin Regina Scheer las in der Juni-Ausgabe des Literaturdienstags aus ihrem ersten Roman „Machandel“. Die studierte Kulturwissenschaftlerin, die als freiberufliche Publizistin und Historikerin in ihrer Heimatstadt Berlin lebt, schrieb bisher Sachbücher. Mit ihrem ersten belletristischen Werk gewann sie auf Anhieb den Mara-Cassens-Preis. An diesem Abend las die Autorin, „als könne sie auf langjährige belletristische Erfahrung zurückblicken“ und fesselte ihr Publikum nicht nur durch ihr spannendes Erzählen über das Leben in der DDR sondern durch ihre ruhige und präzise Vortragskunst. „Ruhig, aber bestimmt spürt sie so den Gedankengängen ihrer Protagonistin Clara nach. Man kann sich in diese hineinversetzen, in ihre beobachtenden Erzählungen. … Scheer projiziert die Auswirkungen großer politischer Ereignisse auf eine Familie. Sie macht die Vergangenheit damit greifbar und lebendig. Dabei tut sich in großen Abständen immer wieder die Frage nach dem Gegensatz von Osten und Westen auf. Doch mit den damit verbundenen Vorurteilen räumt die Autorin geschickt auf.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung, 25.6.2015)


Lange Nacht der Kultur 2015

Die diesjährige Lange Kulturnacht zeichnete sich nicht nur durch einen Besucherrekord aus, sondern auch durch die Tatsache, dass die ansonsten im städtischen Kulturangebot recht stiefmütterlich behandelte Sparte Literatur eine große Aufwertung erfuhr: Frau Heidenreich war geladen, kam und füllte die Fruchthalle.

Die blaue blume bereicherte auch dieses Jahr wieder das Angebot mit einem kleinen und feinen literarisch-musikalischen Programm. Unter dem Titel „Vom Erleben zum Schreiben“ lasen Mitglieder der Autorengruppe Kaiserslautern Gedichte, Erzählungen, Essays und Reisenotizen, die Erlebtes und Beobachtetes erfahrbar machten. Umrahmt wurden die Lesungen von Matthias Spiegel, Winfried Anslinger, Helga Schneider, Andreas Fillibeck, Annette Kimmel, Gerd Forster, Christoph Justinger, Eva Paula Pick und Morphy Burkhart von der Saxophonistin Katrin Mangold von der FH-Bigband.


Lena Gorelik

Lena Gorelik

„Man gewöhnt sich an alles, auch an die Angst.“

Lena Gorelik erzählte von diesem Satz. Ein Satz, der ihr, als er gedacht war, nicht mehr aus dem Kopf ging und von dem sie wusste, dass damit einmal eines ihrer Bücher anfangen müsse.

Aus „Man gewöhnt sich an alles, auch an die Angst.“ wurde der Anfang des Romans „Die Listensammlerin“, den die Autorin am 24. Februar 2015 im Rahmen des Literaturdienstags vorstellte.

Gorelik erzählt darin von Sofia, der das Leben als Mutter eines herzkranken Kindes, Tochter einer überfürsorglichen Mutter und Enkelin einer dementen Oma gerade ein bisschen zu viel wird. Um für sich Struktur und Ordnung zu schaffen, führt sie Listen. Eine Angewohnheit, die in der Familie liegt, denn auch Onkel Grisha war ein leidenschaftlicher Listensammler, wie Sofia im Laufe der Zeit herausfindet.

„Die Geschichte des ominösen und anarchischen Onkel Grischa führt den Leser zurück in die ehemalige Sowjetunion der 1960er Jahre und handelt davon, wie sehr doch die Vergangenheit der Vorfahren die eigene Gegenwart prägen kann. Es ist schlichtweg faszinierend, wie die Autorin die unterschiedlichen Lebenslinien miteinander verwebt und das immer verbunden mit einem Drahtseilakt zwischen historischen Fakten und Fiktion.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 26.2.2015)


Madeleine Giese

Am 23. September 2014 war Madeleine Giese zu Gast beim Literaturdienstag. Sie las aus ihrem Neuesten Buch „Galgenheck“, nicht ohne vorher zu betonen, dass dies nun ihr erstes „echtes“ Buch sei, nachdem sie bisher ausschließlich Krimis geschrieben hat.

„Galgenheck“ von Madeleine Giese

Der Galgenheck, eine kleinbürgerliche Vorortsiedlung, brät in der Julihitze. Seine Bewohner verlangen nichts als kühle Getränke, einen gepflegten Rasen und dass alles so bleibt, wie es ist. Idylle pur. Aber die Sterne stehen nicht günstig für die redliche Gemeinschaft. Nicht nur, dass sich der Tag und die Nacht gegen sie verbünden – da sind auch noch Hugo, Trunkenbold und alter Lateiner, der die müden Knochen zusammenrafft, um gemeinsam mit seinem jungen Freund Alex Unfrieden zu stiften, Isabell, die Königin der Reglosigkeit, und ein Kater, Liebling der Nacht und im Bund mit Dämonen. Aber eines kann man dem Galgenheck nicht nachsagen: dass er wehrlos ist.

Dass Madeleine Giese von Hause aus Schauspielerin ist, machte den Abend ebenso zu einem besonderen Genuss, wie die Klavierbegleitung durch Christian Strauß. Sowohl die Auswahl der Musikstücke als auch die Darbietung machten aus dieser Lesung ein echtes Konzert.


KUNST(früh)STÜCK

Vom 17. September bis 9. November 2014 zeigte das mpk – Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern die Ausstellung Madonna im Keller mit Graphik der Neuen Sachlichkeit aus eigenem Bestand.

Georg Scholz, Zeitungsträger (Arbeit schändet) © mpk

Die Neue Sachlichkeit bezeichnet eine um 1922 in Deutschland einsetzende künstlerische Richtung, die sich sowohl in der Bildenden Kunst als auch in der Literatur in bewusstem Gegensatz zum Expressionismus manifestierte. Morphy Burkhart und Katja Scheithauer gestalteten zusammen mit der stellvertretende Leiterin des Museums Dr. Annette Reich am letzten Sonntag im September deshalb eine künstlerisch-literarische Matinee zur Neuen Sachlichkeit, bei der nicht nur Texte der namhaften Literatinnen und Literaten der Weimarer Republik zu hören waren, sondern auch die Parallelen zwischen Bildender Kunst und Literatur innerhalb dieser Epoche gut beleuchtet wurden.


Lautern liest

Logo der Veranstaltung 'Lautern liest'

Mit Lautern liest im Juni 2014 feierte Kaiserslautern gleich mehrere Feste. Nicht nur, dass das Festival 10-jähriges Jubiläum hatte und dabei zum 5. Mal stattfand. Auch und besonders wurde damit das 175-jährige Bestehen der Stadtbibliothek begangen. Und das ist etwas Besonderes, weil sie damit die älteste von einer Gemeinde eingerichtete und finanzierte Bibliothek Deutschlands ist.

Eröffnungsveranstaltung Lautern liest in der Stadtbibliothek am 18. Juni 2014
Eröffnungsveranstaltung Lautern liest
in der Stadtbibliothek am 18. Juni 2014

Unter dem Motto „wörter wissen welten“ organisierten über 30 Veranstalter weit mehr als 60 Aktionen rund ums Lesen und auch die Lange Nacht der Kultur war diesmal wieder in das Festival eingebunden, etwa mit der „Langen Poetischen Nacht“ in der blauen blume.

Und so wurde das Fazit gezogen, dass auch 2016 in Lautern wieder gelesen wird.


Joachim Geil

Eine kleine aber feine Zuhörerschaft wurde am 27. Mai 2014 Zeuge einer der niveauvollsten Veranstaltungen in der Geschichte des Literaturdienstags.

Der Autor, dem im vergangenen Herbst durch eine in der Öffentlichkeit nicht ganz unumstrittenen Juryentscheidung der Pfalzpreis für Literatur zuerkannt wurde, bewies auf eindrucksvolle Weise, wie richtig diese Entscheidung war, wie sehr er diese Auszeichnung verdient hat.

Joachim Geil

In seinen beiden Romanen „Heimaturlaub“ und „Tischlers Auftritt“ widmet sich der 1970 geborene Südpfälzer großen Stoffen deutscher Geschichte; dem Zweiten Weltkrieg und den Revolten der 68-er Bewegung. Und dies tut er auf neue, ungewöhnliche Art und Weise. „Mit Sprachgespür und psychologischen Feinsinn wechselt er zwischen mehreren Erzählebenen und Erlebniswelten wie ein Jongleur. Die Macht der Bilder und die fast atemlose Sprache, die Erinnerungsschübe und unmittelbaren Beobachtungen der Protagonisten halten den Zuhörer in Bann…. Bis ins kleinste Detail beschreibt Geil Personen, benutzt dabei originelle Vergleiche und anschauliche Metaphern in einer Sprache, die man so noch nicht gehört hat. Manche Sätze möchte man sich auf der Zunge zergehen lassen.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 30. Mai 2014)

Doch nicht nur das literarische Niveau der gelesenen Texte war außergewöhnlich, auch Joachim Geils Vortragskunst machte den Abend zu einem eindrucksvollen Erlebnis.


Catalin Dorian Florescu

Ein großartiger Geschichtenerzähler unterhielt am 25. Februar 2014 das Publikum des Literaturdienstags. Der Schweizer Autor rumänischer Herkunft absolvierte nicht am Tisch sitzend, mit mikrofonverstärkter Stimme aus dem neuesten Roman lesend und am Ende mehr oder weniger diskrete Fragen aus dem Publikum zulassend seine Lesung. Vielmehr setzte er sich auf den Tisch, und begann zu erzählen, über Kindheit, Erleben, Phantasie und Freiheit, über all die Dinge, die für das Schreiben unabdingbar sind. So wie die Helden seiner Kindheit – Winnetou, Tom Sawyer, Kapitän Nemo – die alle hinter der letztmals abgeschlossenen Wohnungstür verdursteten, als die Familie 1982 Rumänien verließ. Florescu war immer ein Leser und als er mit 15 Jahren die Sprache wechselte und bereits vier Jahre später in der neuen Sprache Texte verfasste, war ihm klar, dass Schreiben seine Zukunft ist.

Wie gut für uns - verdanken wir dieser Tatsache schließlich 25 Jahre später mehrere Romane voll archaischer Kraft, starker Bilder und wunderbarer Geschichten. Aus denen las Florescu dann doch noch vor und begeisterte sein Publikum. Es ist „nie ein distanzierter, emotionsloser und nüchterner Erzählstil. Vielmehr brechen die bildhaften Vergleiche und symbolträchtigen Situationen wie eine Urgewalt über den Leser und Zuhörer herein.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 27.Februar 2014)

Lesung mit Catalin Dorian Florescu


Welttag des Buches 2013

Den diesjährigen Welttag des Buches am 23. April 2013 haben wir ganz der Leseförderung gewidmet.

In der Zeit vom 23. April bis 6. Mai waren insgesamt sieben Klassen der 4. und 5. Jahrgangsstufe bei uns zu Besuch, um sich ihr Welttagsbuch „Ich schenk Dir eine Geschichte“ zu holen. Es wurde vorgelesen, Quizfragen gelöst, in der Kinder- und Jugendbuchecke gestöbert und so mancher machte es sich zum Lesen richtig bequem.

Die Klasse 4a der Röhmschule beim Schmökern am Welttag des Buches 2013
Die Klasse 4a der Röhmschule beim Schmökern
am Welttag des Buches 2013

Wir danken allen Schülern von Albert-Schweitzer-Gymnasium, St. Franziskus-Gymnasium und Realschule, Röhmschule, Kurpfalz-Realschule Plus und Fritz-Walter-Schule für Ihren Besuch, wünschen spannende Unterhaltung beim Lesen und drücken die Daumen für das Preisausschreiben.


Thomas Gsella

„Der Lehrer geht um sieben raus/ Und ruft vier Stunden: ‚Leiser!‘/ Um kurz nach eins ist er zuhaus:/ Nicht ärmer, aber heiser./ Bis vier fläzt er im Kanapee/ Mit Sekt und Stör und Brötchen./ Dann nimmt er’s Taxi bis zum See,/ Dort steht sein Segelbötchen.“

Die Lehrer im Publikum des gut besuchten Theodor-Zink-Museums nahmen es gelassen, als sie diese Zeilen beim Literaturdienstag am 26. Februar 2013 hörten. Was blieb ihnen auch anderes übrig; wurden sie schließlich vom Satiriker Thomas Gsella vorgetragen und Satire darf bekanntlich alles. So bekamen nicht nur Lehrer, sondern auch Zahnärzte und Bauarbeiter ihr Fett weg.

Doch nicht nur Berufsstände waren Gegenstand von Gsellas Gedichten. Der ehemalige Chefredakteur der Satirezeitschrift „Titanic“ richtete seinen Spott, Zynismus und Sarkasmus gegen jedwede Art von Schlaubergern, Besserwissern und Dummköpfen, seien sie nun Vertreter aus Politik, Religion oder Medien. „Political Correctness“ wurde dabei ausgespart, denn „böse Sprüche befreien die Gedanken; es ist anstrengend, immer nett zu sein…Gsellas Witze und Sprüche funktionieren wie ein Drainagesystem, als ein regulativer Mini-Amoralismus, der klug davon ausgeht, dass es gesund ist, sich über das lustig zu machen, was über unsere Empörungskapazität hinausgeht.“ (Die Rheinpfalz/ Pfälzische Volkszeitung 28. Februar 2013)

Lesung mit Thomas Gsella


Eva Paula Pick

Der Literaturdienstag am 29. Januar 2013 war weder das, was man heute gerne etwas abschätzig „Wasserglaslesung“ nennt, noch war es ein den Regeln des Mainstream gehorchendes „Event“. Es war ein Gesamtkunstwerk.

Eva Paula PickDie Autorin, Theaterpädagogin und Clownin Eva Paula Pick lud das Publikum ein, ihr in ein Gewebe aus Farben, Geräuschen, Gerüchen, Gefühlen, Bewegungen und Begegnungen zu folgen. Dabei bewies sie ein feines Gespür für die Wirkung ihrer Texte und beherrschte die Kunst, den richtigen Ton zu treffen. Egal ob es sich um den zurückgenommenen Vortrag der unter die Haut gehenden Erzählung „Heute nicht“ handelte, das fast beiläufige Hinstreuen assoziativer Gedanken in der Kurzprosa oder die gesten- und mimikreiche Inszenierung ihrer Lautgedichte.

Wie sehr Picks Texte vom Klang der Worte geprägt sind wurde im zweiten Teil des Abends deutlich, denn die Autorin hat in dem Pianisten Peter Glanzmann einen kongenialen Begleiter gefunden.

Wer es verpasst hat, dem empfehlen wir die Wartezeit bis zum nächsten Auftritt des Duos „GedichtGlanz in J-azzpick“ mit dem Buch Lapidosa und der CD TÜPFELschiff TINTENschwarz zu überbrücken; beides natürlich in unserer Buchhandlung erhältlich.


Bodo Kirchhoff

Bodo KirchhoffBodo Kirchhoff war am 30. Oktober 2012 zu Gast beim Literaturdienstag. Er stellte seinen Roman „Die Liebe in groben Zügen“ vor, mit dem er auch für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2012 nominiert war.

Im Mittelpunkt des Romans stehen Vila und Renz, erfolgreich und gut situiert, die bereits seit langem eine harmonische Ehe führen, bis Vila mit ungeahnter Intensität einen anderen zu lieben beginnt. Das Panorama einer Ehe als Lebensprojekt in einer Zeit, die den Moment verherrlicht.

Souverän in Auswahl und Vortrag passender Passagen aus dem 670 Seiten starken Roman führte Kirchhoff seine Zuhörer ein und vermittelte diesen damit einen stimmigen Eindruck.


Jan Costin Wagner

Jan Costin WagnerAm 25. September 2012 las Jan Costin Wagner beim Literaturdienstag aus seinem Roman „Das Licht in einem dunklen Haus“.

Dass er sich von der üblichen Main-Stream-Kost vieler Krimiautoren abhebt, bewies der 1972 geborene Autor und Musiker nicht nur mit der Klaviereinlage, mit der er seine Zuhörer einstimmte. Der Stil seiner Bücher um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa ist schlicht, dialogstark und kommt ohne jedes Pathos aus. Spannung wird nicht erzeugt, sie ist da. Wagner lotet mit feinem psychologischem Gespür die Beziehungen seiner Protagonisten genau aus. „Wenn Wagner liest, hört sich das wie Musik an. Manchmal träumerisch und weich, zuweilen mit retardierender Agogik oder auch mit schnellen Staccati, so wie er Nurmelas Schritte beschreibt. Einen ‚Sehnsuchts-Roman‘ bezeichnet er seinen Krimi. Seine Bücher handeln alle vom Tod und von dessen Überwindung, verrät er.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung 27.September 2012)


KUNST(früh)STÜCK im Museum Pfalzgalerie

Der 7-teilige Werkkomplex „Zeichnerische Aporien“ des Künstlers Jan Wawrzyniak stand im Mittelpunkt der August-Ausgabe der Reihe „Kunst(früh)stück“ des Museums Pfalzgalerie. Die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Annette Reich führte in das Werk des Künstlers ein, bei dessen Betrachtung Verunsicherung bei der Orientierung im Raum, Irritationen und ein vergebliches Verifizieren von Perspektiven an die Erzählwelt Franz Kafkas erinnern. Unter dem Titel „Kafkaesk!“ stellten Katja Scheithauer und Morphy Burkhart Texte verschiedener Literaten vor, die mit diesen bildnerischen Eindrücken korrespondieren und beschränkten sich dabei nicht nur auf Franz Kafka und Samuel Beckett, sondern schlugen einen Bogen von Christian Morgenstern über Herta Müller bis zu Italo Calvino.

Jan Wawrzyniak, Werkkomplex „Zeichnerische Aporien“


Literarischer Apéro spezial

Trio IgapóEine Lesung aus Hernán Rivera Leteliers Roman „Die Filmerzählerin“, ein Gespräch mit Kinobetreiber Gerhard Bingenheimer über das Gestalten von Kino- und Kulturprogrammen, Bücher über Literatur und Kino und das „Trio Igapó“ mit Sandrinha und Sian Barbosa und Hubert Groß; Im             Union-Foyeraus diesen Zutaten mixten wir zusammen mit dem Union Studio für Filmkunst den „Literarischen Apéro spezial“ zur Langen Nacht der Kultur am 16. Juni 2012. Ein Cocktail, der offenbar gut ankam, denn ca. 130 Besucher fanden im Laufe des Abends bei ihrem Bummel durch die Kulturnacht den Weg in die blaue blume und das Foyer des Unionkinos.

Bleibt zu hoffen, dass die Lange Nacht der Kultur in Zukunft nicht dem städtischen Spardiktat zum Opfer fällt.


Literarischer Apéro

Den Tag literarisch ausklingen zu lassen und dabei ein Gläschen Aperitif zu trinken, diese Gelegenheit bot sich während „Lautern liest“ 2012 bei unserer Veranstaltungsreihe „Literarischer Apéro“. Unsere literarischen Gäste gestalteten während eineinhalb Wochen ein abwechslungsreiches Programm. Gabriele Matissek servierte zum Aperitif einen Streifzug durch die Küchen der italienischen Literatur nach dem Motto „Was ist der Ruhm Dantes im Vergleich mit dem der Spaghetti?“. Madeleine Giese gewährte einen unterhaltsamen Einblick in ihre schriftstellerische Arbeitsweise. Shakti Richter zeigte mit den „579 Zwischenbemerkungen“ erstaunliche Zusammenhänge zwischen Inhalten von Büchern und den darin auffindbaren Lesezeichen. Eva Paula Pick entführte mit ihren Lautgedichten in gleichermaßen befremdliche wie vertraute Klangwelten. Adrian Hannah ließ William Shakespeare auferstehen. Und die „Gedanken des Triangelspielers während der Peer-Gynt-Suite“, die Alexander Benra vorlas, waren überaus vergnüglich.

Ihnen allen gilt unser allerherzlichster Dank für die unterhaltsamen Abende, die sie uns und allen Gästen bereitet haben.


Lautern liest

Lautrer             Lesestation...'Vom 12. – 26. Juni 2012 fand „Lautern liest“ statt. Die 4. Auflage des Lesefestivals stand unter dem Motto „Menschen, Orte, …“ und lud ein, ungewöhnliche Leseorte zu erobern. Dem ehrenamtlichen Engagement Lautrer Autoren, Vereine, Geschäfte und Schulen ist es zu verdanken, dass mit über 50 Veranstaltungen ein überaus vielfältiges und buntes Programm geboten wurde. So bauten Schüler auf dem Stiftsplatz eine Lesewiese auf und luden Passanten in ihre Lesezelte ein. Gerd Forster las bei Lederwaren Erika. Auf dem Humbergturm gab es nicht nur „Rapunzel“ zu hören. Und bei Betten Ziegler wurde liegend gelesen. „Lautern liest hat sich zu einem Netzwerk entwickelt, auf das Kaiserslautern stolz sein kann“, sagte Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhard bei der Eröffnung am 12. Juni in der Pfalzbibliothek. Ein Netzwerk, auf das wir uns bei der 2014 geplanten 5. Auflage des Festivals werden stützen können.

Allen Akteuren gilt unser herzlicher Dank, ebenso wie den zahlreichen Besuchern der Veranstaltungen. Gemeinsam haben sie „Lautern liest“ zu einem wahren Fest des Lesens gemacht.


Welttag des Buches

Am 23. April 2012, dem Welttag des Buches, widmeten wir uns William Shakespeare. Wir lasen unseren Kunden zu jeder vollen Stunde aus seinen Sonetten vor und servierten dazu stilecht Tee und Kuchen.

Viele genossen die kleine Auszeit, ließen sich von der Poesie der Worte tragen und von der Zeitlosigkeit der Gedichte überraschen.

Und weil’s so schön war gibt es eine Wiederholung während „Lautern liest“, dann mit Unterstützung von Adrian Hannah, der die Sonette auch im englischen Original vortragen wird.

Morphy liest...'... Shakespeares Sonette'

Friedrich Ani

Am 28. Februar 2012 war der mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnete Autor Friedrich Ani zu Gast beim „Literaturdienstag“.

Er las aus seinem neuesten Roman um den Vermissten-Fahnder Tabor Süden: „Süden und die Schlüsselkinder“. In Anis Romanen geht es weniger um Mord und Todschlag, als um gesellschaftliche Milieus und psychologische Motivationen.

„Friedrich Ani nutzt seine Geschichte dazu, ein Schlaglicht auf bestimmte Lebenswelten Münchens – und sicher auch anderer Großstädte – zu werfen, auf Alkohol- und Selbstsucht sowie unverdaute Frustrationen, die direkt und ungefiltert an die Nachkommen weitergegeben werden... Eigene Positionen zu überprüfen – das ist sicher eine Wirkung, die der Autor bei seinem Publikum auslöst. Spannend ist das Ganze noch dazu.“ (Die Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung, 1.3.2012)

Literaturdienstag ist eine gemeinsame Veranstaltung von: buchhandlung blaue blume, Volkshochschule Kaiserslautern, Berufsbildende Schule II, Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, Literarischer Verein, Theodor-Zink-Museum, Stadtbibliothek Kaiserslautern