krimi
Roter Glamour
Dominque Manotti
Frankreich war in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Land, das für Reformen stand mit F. Mitterand als Staatspräsident und Regierungen, die sich mehr oder weniger erfolgreich bemühten, der wachsenden Probleme des Arbeitsmarktes Herr zu werden. Frankreich war in dieser Zeit auch ein Land, dessen Geheimdienst die „Rainbow Warrior“ versenkte und in dem Politiker wegen diverser Affären aus der Öffentlichkeit verschwanden. Und Frankreich war am Ende des kalten Krieges ein Land, das glaubte immer noch „Weltpolitik“ betreiben zu können, vor allem im Nahen Osten und in Afrika.
Dies sind die Rahmenbedingungen von Dominique Manottis zweitem in Deutsch erschienenem Krimi „Roter Glamour“.
Über der Türkei stürzt ein Flugzeug ab beladen mit Waffen, die trotz offiziellem Embargo an die kriegführenden Parteien des iranisch-irakischen Krieges geliefert werden sollte mit französischen Geheimdiensten als Drahtzieher und Nutznießer im Hintergrund. Zeitgleich wird in Paris eine Frau ermordet aufgefunden. Zwischen beiden Ereignissen liegen nicht nur tausend Kilometer, sondern auch die Sprengfallen und Fallstricke der großen Politik und die Ressentiments der verschiedenen Ermittlungsbehörden in Frankreich gegeneinander.
Der Sonderberater des Präsidenten muß erreichen, dass die Mordermittlung nicht an die große Glocke gehängt wird. Parallel dazu muss er irgendwie das Waffengeschäft doch noch über die Bühne bringen, denn davon hängt auch die Freilassung französischer Geiseln im Libanon ab. Und er muss den Wahlerfolg der Regierungspartei im Auge behalten.
Sein Gegenpol, die Revierpolizistin Noria Ghozali darf ermitteln, wenn auf Montmartre Hundehaufen mit Böllern zum Explodieren gebracht werden. Auf dem Revier ist die Jungpolizistin Zielscheibe rassistischer Mobbingattaken. Klar verbeißt sie sich in ihren ersten richtigen Mord. Eine konkurrierende Polizeibehörde wird auf sie aufmerksam, der Zentrale Nachrichtendienst. Noria lässt sich anwerben für eine geheime Ermittlung und kreuzt so den Weg des Präsidentenberaters. Ihre Wertvorstellungen sind so unterschiedlich als sprächen sie verschiedene Sprachen.
Dominique Manotti hat keinen „Thriller“ geschrieben. Dennoch ist „Roter Glamour“ ein schnelles, hartes Buch über Polizeialltag und große Politik im Stile des „Roman Noir“. Oben pendeln die Mächtigen zwischen Bordell, Geliebter, Drogen, kriminellen Machenschaften und natürlich der Macht. (So wie wir es gerade im Zuge der Affäre um Dominique Strauss-Kahn erleben.) Unten erschöpft sich das Fußvolk in Gestalt der einfachen Polizei mit Alltagsroutine und gewöhnlichem Rassismus. Klar dass Noria Ghozali die erste Gelegenheit ergreift, um daraus auszubrechen: Der Frauenmord ist ihre große Chance. In was für eine Schlangengrube sie sich begibt, kann sie nicht ahnen.
„Von fast dokumentarischer Präzision. Manottis handwerkliche Finesse setzt diesem komplexen, intelligenten und hochspannenden Thriller die Krone auf“ schrieb Krimi-Preisträger Horst Eckert über Manottis „Letzte Schicht“. Das gilt uneingeschränkt auch für „Roter Glamour“.
Erschienen bei Argument-Verlag / 12,90 €