Cover für „Besuch beim alten Casanova“ von Gerd ForsterCover für „TÜPFELschiff TINTENschwarz“ von Eva Paula Pick (Wort) und Peter Glanzmann (Klavier)

schönes & besonderes

Cover für „Plauderwelsch und Pfalzgezeter“ von Michael Bauer

Plauderwelsch und Pfalzgezeter

Michael Bauer

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Mundart – gleich welchen Landstrichs – nichts mit Büttenrede und Heimatduselei zu tun hat. Und doch haftet der Dichtung im Dialekt immer wieder der Touch der leichten Unterhaltung an. Welch ein Irrtum. Der Lyriker Michael Bauer schreibt seine Gedichte teils auf Pfälzisch, teils auf Hochdeutsch und macht dabei keinen Unterschied hinsichtlich Rhythmus und Klang, Poesie und Witz oder Sprachspielerei und Gesellschaftskritik.

Der neu erschienene Band „Plauderwelsch und Pfalzgezeter“ enthält rund 50 Gedichte und zwei kurze Prosatexte. Nicht alle sind brandneu, „Speyer bei Nacht“ mit dem berühmten Anfangsvers „Do de Dom. Do de Mond.“ ist ja inzwischen ein Klassiker. Aber diese wunderbare Hommage an DADA darf in einer Sammlung, die im DADA-Jahr erscheint natürlich nicht fehlen.

Unterteilt ist das Buch in vier große Kapitel: Pfalzgezeter, Ellenbogen ausfahren, Braun werden und Die Rettung der Welt. So holt Bauer den Leser erst mal ab. Er plaudert in „De Mandelbliete-Blues“ ein bisschen über die Naturschönheiten am Haardtrand. Er sinniert in „Die Pferdemetzgerei“ darüber, dass auf dem Betze, wenn schon nicht sportlich, dann wenigsten kulinarisch alles noch ist, wie früher. Und er stellt uns Hamsi vor, der das wichtigste Wort seiner Muttersprache auch auf der langen Flucht über Lampedusa nicht vergessen hat, und bisher noch für sich behält: Freund.

Und während wir beim Lesen dann so langsam angekommen sind, im Sound des Michael Bauer, wird es fast unmerklich kratziger, nachdenklicher und hintergründiger. Krieg, damals hier und heute – noch – woanders, alte Nazis und neue Rassisten und unsere Denkschubladen knöpft sich Bauer vor.

Um uns am Ende mit einem versöhnlichen Ausblick wieder in unseren Alltag zu entlassen. Er tröstet nicht nur mit der Gewissheit, dass der allmorgendliche Aufgang der Sonne jeden Tag aufs neue unsere Welt rettet, sondern schenkt uns Gelassenheit mit „Kleiner Verteidigungsgesang der Familie Hempel“: „Dabei macht eine einzelne Wollmaus aus 'ner Wohnung noch lange kein Tollhaus. Und auch wenn mal 'ne Ratte im Klo war: Wir sind trotzdem in Mitteleuropa.“

Erschienen bei Verlag Wellhöfer / 9,95 €

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