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krimi

Cover für „Müllers Morde“ von Monika Geier

Müllers Morde

Monika Geier

Monika Geier ist von Kaiserslautern in die Südpfalz gezogen. Wer nun erwartet, die Handlung ihres neuen Romans wäre zwischen Weintor, Kastanienwäldern und Felsenland verortet, sieht sich enttäuscht. Schriftstellerisch hat es die Autorin in das „Mutterland“ des Heimatkrimis verschlagen: die Eifel. Zumindest was den Tatort betrifft.

An einem Maar in der Vulkaneifel wird das Opfer eines Mordes gefunden. Eines so perfekten Mordes, dass die Polizei von einem Unfall ausgeht. Plötzlich ausgetretene Vulkangase sollen Gunter Steenbergen den Atem verschlagen haben. Tod durch CO2-Vergiftung, welch passendes Ende für den Umweltmanager eines großen deutschen Energieunternehmens mit Sitz in Köln. Die zuständige Kölner Polizei stellt die Ermittlungen ein.

Ein wohlhabender Anwalt mit Prachtvilla am Rheinufer, den mit dem Toten weit mehr verband als die leidenschaftliche Suche nach Atlantis, glaubt an Mord. Deshalb beauftragt er seinen Lieferanten für historische Artefakte kurzerhand mit den Ermittlungen, Spürhund ist schließlich Spürhund. Und so findet sich Richard Romanoff, der weder an Atlantis noch – im Falle Steenbergens – an Mord glaubt, in der Rolle des Privatdetektivs wieder.

Romanoff ist ein „Übriggebliebener“. Als Letzter der WG hat er die Wohnung mitsamt angeschlagener Kaffeebechersammlung und vergilbtem Spülplan an der Küchenwand übernommen, trägt mit Anfang 40 noch verbeulte Jeans und eine speckige Jute-Tasche und lebt das Leben eines ewigen Studenten. Zwar hat er in Geschichte promoviert, jedoch den Absprung in eine wissenschaftliche Karriere irgendwie verpasst. Das Geld, das ihm der Auftrag bringen soll, kann er gut gebrauchen. Während seiner naiv durchgeführten Ermittlungen lernt Romanoff die kriminelle Energie von Computerhackern kennen, entdeckt die wirtschaftliche Brisanz vom Handel mit Emissionszertifikaten, bringt den Täter – nennen wir ihn Müller – unwissentlich in Bedrängnis und gerät dadurch selbst in große Gefahr.

Nicht nur, dass Monika Geier mit Köln und Eifel die so vertrauten Orte ihrer bisherigen Kriminalromane verlassen hat. Auch ihr Personal ist neu. Und doch vermisst der Leser nichts. Wie immer sind die Charaktere auch der kleinsten Nebenrollen liebevoll ausgearbeitet. In den witzigen Dialogen kann durchaus mal etwas ungesagt bleiben, weil der Leser manch gedachten Satz vollenden darf. An der gewohnten Ironie – gerne auch gegen sich selbst und ihre Zunft – hat Geier ebenso nicht gespart. Sie lässt ihren Helden so herrlich unbedarft und wenig heldenhaft durch die Ermittlungen stolpern, verlegt kurzerhand eine der bekanntesten Lautrer Szenekneipen ins Kölner Studentenviertel oder lässt zwei Hobbyschriftstellerinnen über Weinkrimis philosophieren: „Ein Krimi für jede Rebsorte, einen für jedes Weingut, für jeden Winzer, für jeden Wingert.“ Und nicht zuletzt hat die kluge Bettina Boll von der Ludwigshafener Mordkommission einen Gastauftritt, quasi als selbsternannte „Amtshelferin“ für die etwas einfältigen Kollegen in Nordrhein-Westfalen.

Eine kurzweilige, bereichernde und wohltuende Lektüre – eine echte Geier eben.

Erschienen bei Ariadne Krimi im Argument Verlag / 11,00 €

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